Historisches von Rohrbach

Rohrbach ist das "Dorf am (Schilf) Rohrbach"

Rohrbach ist ein Straßenangerdorf, vor den Grundstücken war neben der Straße ein breiter Grünstreifen in Gemeindebesitz.
Dieser wurde aber von den Bauern in vielfältiger Weise genutzt, z.B. als Weidefläche oder Fläche für Kartoffelmieten.    

Entwicklung des Ortsnamens
   1349 Rorbach
   1378 Rorbach
   1542 Rorbach
   1616 Rohrbach
   1678 Rorpach
   1753 Roherbach

1349 wird Rohrbach zum Besitz des Otto Pflug im Leipziger Distrikt, Ersterwähnung des Ortes
1367 gibt es einen Johannes Rohrbach als Bürgermeister von Grimma.
1421 erscheint das Dorf nicht mehr zusammen mit den Belgershainer Orten im Steuerregister des Amtes Naunhof.
1424 verkauft Kurfürst Friedrich I. einige Dörfer, die in das Gericht von Borna gehören, darunter unser Rohrbach.
1503/06 Grenzstreit in Otterwischer und Rohrbacher Mark zwischen den Pflugen (Herren von Belgershain) und Georgen von Hirschfeld über den durch Ritter Heinrich angelegten Teichdamm in Stockigt bei Rohrbach. Zwei Bürgen sind da, dass „der Ritter Heinrich Pflug den "kritischen"  
Teich dermaßen halten soll, dass dem Otterwischer oder seinen Leuten davon kein Schaden entstehen oder vorkommen soll“.
   

1515 wird Rohrbach ebenfalls nicht zum Amtsbezirk Naunhof gezählt.
1524 Die Pfluge zu Belgershain schlagen Rohrbach zur Pfarre Kohre, dabei ging es wohl nicht mit rechten Dingen zu, die Herren von Belgershain, die Pfluge, wollten sich bereichern. Es wuchsen so Belgershain, Köhra, Lindhardt, Rohrbach und Threna zur Grundherrschaft Belgershain zusammen.
1529 Rohrbach hat 5 Pferdner und 8 Gärtner. Rastell - Antonius Lindner - Brosius Chrystens - Baldwin Backe - Brosius Nitschkau - Altmann Zschylle - Wolff Poppe - Brosius Kurstingk - Brosius Knorr - Hans Zschylle - Hieronymus Knor werden genannt.
1529 wurden die Kirchen, die den Pflugen zu Belgershain zu Lehen waren, visitiert. Der erste evangelische Pfarrer für Köhra mit Rohrbach war Lampertus Bertoldt.

1551 gibt es 19 Bauern und 7 Einwohner.
1564 bitten die Gebrüder von Schönfeld den Kurfürsten, dass „er in Rohrbach zwei Bauergüter, davon eines Adam Hoffmann, das andere Franzen Backwis gehörig und zuständig gewesen, ihre erblichen Art und Eigenschaften zu benehmen und sie in Lehngut zu verwandeln und zu rechtem Mannlehngut reichen und leihen zu wollen“.
1556 ging beim Kauf Dippolds von Schönfeld über die zuständige Gerichtsbarkeit hervor, dass Rohrbach noch gewisse Beziehungen zum Amt Borna hatte. Da steht:

"Mit Erbgerichten im Feld und Dorf, doch alles, was nicht(zu)kämpfen würdig. Das soll der von Schönfeld nicht zu richten haben - wenn auch Fälle vorfallen, darum Gericht zu sitzen von nöten, sollen des selben Dorfes wider alt Herkommen von unserem Amt Grimma nicht entzogen werden. Hier wiederum soll auch kein Landsknecht von Borna das berührte Dorf Rohrbach  (in Sachen), die unmittelbar in die Erbgerichte gehören, reiten - aber in peinlichen Fällen und in Sachen, die unserem Amt zu richten gehören als Folge, Steuer und dergleichen wegen - die Landsknechte unbehindert unseres Amts Notdurft ausrichten, handeln, schaffen und gebieten...".

1616 Das grüne Erbbuch von Belgershain zählt für Rohrbach auf: 6 Pferdner, 10 Hintersässer, 3 Häusler, 1 Schankstätte, 1 Teichmeister und die herrschaftliche Wassermühle.
Aus dem Schockregister von 1661 ist zu ersehen, dass in Rohrbach gar neun Güter noch wüst sind und vier wieder besetzt - sie haben Freijahre!
1681 Bei der Mühlenrevision: Zu Rohrbach unter dem kurfürstlichen Kammerherrn, Herrn Hans von Ponickau gehörig, ist eine Teichmühle von zwei Gängen... Hierbei ist auch eine Schneidemühle  vorhanden. Eine erste Mühle stand an der Göselfurt.
1708 wird vermutlich eine Kirche in Rohrbach auf dem Friedhof erbaut
1710 wird die Glöckner- und Kinderlehrerstelle in Rohrbach eingeführt.
1846 gibt der Lehrer Lubisch in Rohrbach an, dass

"das Schulhaus zur Zeit das schlechteste in der Ephorie ist. Das Lehrlokal war eng, niedrig, elend, mit Stroh gedeckt und diente als Schulstube und Domizil für den Lehrer; er hauste in einer Ecke des gleichen Raumes...ein baufälliges Nest! Man kann billigerweise keinem gebildetem Menschen zumuten, in einer so erbärmlichen Hütte zu leben. Er kann unmöglich sein Werk in derselben mit Freudigkeit betreiben und selbst der Geist der Kinder kann weder Ermunterung noch Erhebung in derselben finden."

1848 ist das neue Schulhaus in Rohrbach fertig. Inspiziert aber wird der Rohrbacher immer noch vom Pfarrer und Kirchschullehrer in Köhra.
1860 Die Dorfschulen Rohrbach und Köhra werden selbständig
1897 Abbruch der alten Kirche auf dem Friedhof in Rohrbach
30.01.1898 Einweihung der neuen Kirche an der Dorfstraße in Rohrbach
1922 mussten sich Rohrbach und Belgershain zu einem Schulbezirk zusammenschließen.
1934 will man die Orte Rohrbach, Belgershain und Köhra zusammenschließen.

Die Rohrbacher Teiche, Mühl-, Mittel- und Großteich, 78,56 ha groß, wurden im Jahre 1935 zum Naturdenkmal und 1967 zum Naturschutzgebiet erklärt.
1936 wird über Rohrbach berichtet:
"Die Lage des Ortes Rohrbach ist ziemlich tief und gar nicht unangenehm, indem der dicht vorbei fließende Göselbach, das nahe Niederholz nebst vielen anderen aus den mannigfaltigsten Laubhölzern gebildete Wäldchen, endlich auch die in der Nähe gelegenen sehr ansehnlichen Belgershainer Teiche der Gegend viel Abwechslung geben. Einwohner zählt man 140 bis 150 in etwa 30 Häusern. Der mittelmäßige Boden eignet sich zum Klee- und Rapsanbau, auch begünstigen die großen saftigen Wiesen die Viehzucht."
     
Am 6.12.1957 schlossen sich 6 Bauern mit 42 ha in der Rohrbacher LPG I "Neuer Weg" zusammen.
Die LPG "Neuer Weg", Typ I, Rohrbach, vereinigte sich am 1.1.1970 mit der Belgershainer Genossenschaft. Sie brachte 41 Mitglieder und 218 ha mit.
Die Entwicklung zur industriemäßigen Produktion führte 1966 zur Kooperationsgemeinschaft Threna im gesamten Gebiet Belgershain mit Rohrbach, Köhra und Threna.
Ab 1.1.1971 wird Rohrbach Ortsteil von Belgershain.
2005 hat Rohrbach 120 Einwohner.

Einige historische Gebäude bzw. Grundstücke:

Angerstr. Nr. 10: Kirche, gebaut 1897/98, vorher Landwirtschaft, wurde an das Rittergut verkauft. Auf der dazugehörigen Wiese sollte in den 70igern des vorigen Jahrhunderts ein Wasserwerk für Rohrbach und Umgebung gebaut werden, eine Leitung über Otterwisch bis Lauterbach wurde erstellt und Brunnen in der Kömmlitzer Flur gebohrt. Dann stellte man fest, dass die Kohleförderung näher kommt und deshalb der Grundwasserspiegel absinkt. Nun fließt das Wasser in entgegengesetzter Richtung durch die Leitung: Rohrbach bekommt von Bad Lausick über Otterwisch Trinkwasser!
Angerstr. Nr. 3: Hier befand sich über viele Jahre die Einkaufsmöglichkeit für Rohrbacher Hausfrauen.
Angerstr. Nr. 2: ehemals Gasthof Rohrbach, linkes Gebäude war Ausspanne und im Obergeschoss Tanzsaal, es gab auch eine Kegelbahn. 10 Jahre nisteten Störche auf dem Dach, bis ein Storch 1945 von einem Flaksplitter verletzt wurde. Nun kam keiner mehr!
Angerstr. Nr. 1: die ehemalige Rohrbacher Wassermühle. Irgendwann um 15?? erbaut, mit einer Brotbäckerei, Hr. Neumann war der letzter Müller, er hörte nach dem Tod seines Sohnes im 2. Weltkrieg auf. Das Mühlrad (oberschlächtig) befand sich rechts am Gebäude und war aus Stahlblech gefertigt, der Mühlgraben kam von Anstau der Gösel, war vermutlich längster Mühlgraben der Umgebung, lief dann parallel zum Teich mit Überlauf zum Teich. Das Wasser floss nach erfolgreicher Arbeit wieder in die Gösel unterhalb der Mühle. Die Gösel hat in den besten Zeiten 7 Mühlen bis zur Mündung in die Pleiße angetrieben!
Bei Wassermangel gab es ab 1920 einen Sauggasmotor mit Anthrazit. (Von den Müllern vielerorts wegen seiner schwierigen Handhabung auch als "Saugasmotor" beschimpft. Konkurrenzlos billige Antriebskraft für Mühlen. Preis 1902: 2/3 Pf. pro PS. Funktion: Im Gaserzeuger (Generator) brennt ein Kohlefeuer. Ein Gemisch von Luft und Wasserdampf, durch die glühende Kohlensäule hindurchgesaugt, wandelt sich unter Zersetzung des Wasserdampfes in Verbindung mit dem Kohlenstoff des Brennmaterials in ein brennbares Gas. Die Saugwirkung muß beim noch kalten Motor durch Ankurbeln erzeugt werden - eine schweißtreibende Angelegenheit, die den schlechten Ruf der Motoren begründete.).
Ab 1936 wird einen Dieselmotor genutzt.
Hinter der Mühle hatte der Belgershainer Militärverein sein Schützenhaus mit Schießstand.
Angerstr. Nr. 1B: Rohrbacher Käserei Schmidt von 1920 bis in die 30iger Jahre, wegen einer Lieferung schlechten Quarks eingegangen. Das kleines Haus rechts war Domizil der Jäger in der Jagdsaison.

Quellen: R. Hänel: Ortschronik Belgershain; W. Breil: Rundgang durch Rohrbach